Die hellsten Gasnebel erscheinen uns visuell im Teleskop als
ein schwaches grau-grünliches Glimmen. Auf den Astrofotos
erscheinen die Gasnebel dagegen in einem roten, satten Farbton. Dieses
Rot ist immer dasselbe
Dunkelrot, das in den leuchtenden Wasserstoff-Nebeln bei einer
Wellenlänge von 656,3 nm auftritt. Wasserstoff ist das bei weitem
häufigste Element im Weltall. Man könnte deshalb sagen:
Die Farbe des Universums ist rot. Aber welche
Farbe ist jetzt richtig, die visuelle oder die von den Astrofotos? Unter Schwachlichtbedingungen
können unsere Augen keine Farben wahrnehmen. Ein langbelichtetes
Foto sammelt Licht und kann somit die Farben schwach leuchtender Objekte darstellen. Das menschliche Auge ist dazu nicht
fähig. Kein Auge hat je Objekte in den Tiefen des Weltraumes in den Farbtönen gesehen, die auf Fotos abgebildet sind.
California-Nebel NGC1499, DSLR-Canon 350D mod., RGB-Farbbild,
Wie soll eine Farbaufnahme von noch nie gesehenen Himmelsobjekten eigentlich aussehen?
Soll die Strahlung eines Himmelsobjektes so wiedergegeben werden, wie das Objekt sie ausgesendet hat?
Soll die Farbgebung möglichst dem entsprechen, was das menschliche
Auge wahrnimmt? (Wenn es denn empfindlich genug wäre)
Durch die Pupille des Auges dringt ein mannigfaltiges Lichtspektrum.
Was macht die Netzhaut und das Gehirn aus den Informationen?
Astronomische Farbbilder werden oft erstellt aus 3 Aufnahmen
mit den Filtern Rot, Grün und Blau. Dieser Satz
RGB-Breitbandfilter integriert das komplexe Spektrum im jeweiligen
Durchlaßbereich und reduziert es auf drei einfache Werte für
Rot, Grün und Blau. Diese 3 Bilder werden
im Computer mit Hilfe einer Bildbearbeitungssoftware zu einem Farbbild
zusammengesetzt. Der Bildbearbeiter entscheidet dabei über
die Mischung der drei Grundfarben und
somit
über den Farbton. Die Farbgebung wird damit zu einer subjektiven
Angelegenheit. Es bleibt also ein weites Feld für individuelle
Freiheiten. Je nach dem, was man darstellen will oder aber wie
ausgewogen ein Bild dargestellt werden soll. Dabei ist die Farbbalance
(Weißabgleich) eine der größten Schwierigkeiten bei
der Farbfotografie.
Durchlaßkennlinien eines RGB-Breitband-Filtersatzes
Bei genauer Betrachtungsweise müssen die
Farbkanäle mit viel Aufwand passend gewichtet werden. Die Gewichtungsfaktoren und
die Farbkalibration sind komplex und variabel. Trotzdem
können Hobby-Astrofotografen mit Standardfaktoren ansprechende Farbbilder
gewinnen, bei denen - trivial ausgedrückt - rote Dinge rot und blaue
Dinge blau erscheinen. Wenn noch die Sternfarben weiß
erscheinen, hat man einen ästhetischen Gesamteindruck erreicht.
Die Realität wird man aber so nicht exakt wiedergeben können.
Schmalband-Fotografie
Die Beobachtungsbedingungen in der Nähe von Ballungsgebieten
leiden immer mehr unter der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung.
Schwache Deep-Sky Objekte heben sich kaum noch von dem hellen
Himmelshintergrund ab und sind dadurch nicht mehr zu beobachten.
Leuchtende Gasnebel senden oftmals ihr Licht in ganz bestimmten
Wellenlängen aus. Diese Eigenschaft kann man sich beim Einsatz
engbandiger Schmalband-Filter zunutze machen. Die Schmalband-Fotografie
ermöglicht Astrofotografie in Stadtnähe und sogar bei
leichten Mondschein. Das war für mich der entscheidende Grund,
mich mit der Schmalband-Technik zu beschäftigen.
Die schmale Durchgangskennlinie der
Schmalbandfilter erfordert längere Belichtungszeiten. Während die
Ha-Kanäle oft noch recht hohe Signale liefern, sind die O3-Kanäle
meistens wesentlich schwächer. Es sind Belichtungszeiten größer 10
Minuten üblich. Die lange Belichtungszeit erfordert eine exakte
Nachführung.
Eine mögliche Variante der Schmalband-Fotografie
ist die Bicolor-Technik mit Ha- und O3-Filtern. Hierbei wird der
Ha-Kanal der Farbe Rot und der O3-Kanal der Farbe Blau direkt
zugeordnet. Der Grünkanal wird aus einer Kombination der beiden
anderen Kanäle künstlich erzeugt.
Bei der Bicolor-Bildbearbeitung stellt sich wieder die Frage nach der Farbgebung der Himmelsobjekte. Wie
setzt man das Farbbild aus den verschiedenen Farbkanälen zusammen? Auch sind andere Kombinationen bei den Farbkanälen denkbar. Bei einem
starken Ha-Signal kann ein Schwarzweiß-Bild viel
detailreicher und aussagekräftiger sein. Auf jeden Fall hat man mehrere Möglichkeiten die Himmelsobjekte
darzustellen und verläßt dabei die üblichen
RGB-Farbdarstellungen.
Im folgenden sind ein paar Beispiele dargestellt:
Pferdekopf-Nebel in Bi-color Technik mit Ha- und O3-Filtern mit synth. Grünkanal, der Ha-Kanal erscheint detailreicher und plastischer,
Ha-Kanal
Ha-und O3-Kanal
mit synth. Grünkanal
Pelikan-Nebel NGC5070, in Bi-Color Technik mit Ha- und O3-Filtern und mit verschiedenen Farbkanal Kombinationen
Ha-Kanal
Ha-und O3-Kanal
mit synth. Grünkanal
Ha-und O3-Kanal
RGB-Modus Ha/O3/O3
Sichel-Nebel NGC6888, in Bi-Color Technik mit Ha- und O3-Filtern und mit verschiedenen Farbkanal Kombinationen,
Das Objekt hat recht hohe Signale im Ha- und O3-Bereich. Starke Sternwinde führen zu Ionisationsvorgänge, die im
Ha-Kanal als leuchtende Stoßfronten zu erkennen sind. Hohe
Temperaturen bringen den Nebel im O3-Bereich zum Leuchten. In dem kombinierten Bild treten diese Merkmale nicht so deutlich zu Tage.